Sieben Becher – ein Symbol
Der Graf von Kyburg besuchte hoch zu Ross, seine Untertanen im Dorf Ottikon.
Die Ottiker hiessen ihn bereits oben bei der Wasserfassung willkommen.
Bei der Wasserfassung mit dem Brunnen ist die Aussicht auf das kleine Dorf grossartig, denn der Graf schaute
gerne von oben auf seine Untertanen.
Als Empfangsgruss stellten sie dem Grafen auf den Brunnensockel ein Tablett mit Bechern voller Wein auf,
mit Wein vom eigenen Ottiker -Weinberg, den es dazumal noch gab.
Die Ottiker wussten, dass der Graf in seinem Stolz niemals vor seinen Untertanen, aus dem Sattel steigen würde.
Der Brunner diente den Pferden als Tränke.
Auf dem Tablett stand ein goldener Becher, darum herum vier gewöhnliche Becher für die begleitenden Hofdamen,
auch gefüllt mit dem edlen Ottiker Wein. An einer Kette ein weiterer Becher, damit das gewöhnliche Volk, Wasser
aus dem Brunnen trinken konnte.
Ein weiterer Becher hält die Brunnenfigur Amigo in der Hand.
Also sieben Becher. Sieben war die Zahl des Grafen. Er nannte drei Frauen sich Eigen
sowie vier Hofdamen für seine persönlichen, menschlichen Bedürfnisse. Ob die 7 eine Glückszahl oder Unglückszahl
für ihn war, sei dahingestellt.
Als der Graf den güldenen Becher zur Hand nahm, kläffte plötzlich der Hund Ogima.
Das edle Pferd erschrak und bäumte sich auf. Der stolze Graf konnte nur mit grosser Mühe sich mit dem linken Arm
um den Hals des Pferdes klammern. Der Wein in seiner Rechten goss im grossen Bogen der Erde entgegen.
Ein junger Auswärtiger rannte davon.
Dem Grafen wurde neuer Wein eingeschenkt.
Des Grafen Hund verfolgte den Flüchtenden, riss ihm die stinkenden Hosen herunter, dieser stürzte und konnte
festgenommen werden.
Es stellte sich heraus, dass dieser Auswärtige vor dem Eintreffen des Grafen, unbeobachtet Zyankali in den goldenen
Becher mit dem einheimischen Wein schüttete.
Der verhinderte Mörder schmorte einige Jahre im Kellerverliess in der Kyburg.
Nach einigen Jahren erbarmte sich der Graf seines verhinderten Mörders.
Er brachte ihm persönlich einen goldenen Becher, gefüllt mit bestem Wein aus dem
eigenen Kellergewölbe, als Entlassungstrunk. Dieser in der Zwischenzeit gealterte und zu Haut und Knochen
gemagerte Auswärtige, trank gierig diesen köstlichen Kyburger Wein.
Nach einigen krampfartigen Zuckungen trat er in die ewigen Jagdgründe der Aussätzigen ein.
Im Andenken an diesen für Ottikon historischen Tag, wurden diese Symbol-Becher auf diesen Brunnen gestellt.
Einem Dieb dieser hier aufgestellten Symbol-Becher würden nach geraumer Zeit drei Finger abfaulen, damit auch
die vielgepriesene Zahl Sieben weiterleben würde, so wie es in dieser Schrift, geschrieben steht.
Aufgezeichnet aus einer alten Überlieferung von
Amigo Nokitto